TYPO3 vs. WordPress: Welches System ist das richtige?

Mai 19, 2022 Alena Barnekow

Ob neue Website oder Relaunch – die Wahl des Content Management Systems (CMS) ist die erste Frage, die geklärt werden muss, wenn es um das technische Grundgerüst einer Website geht. In den letzten Jahren haben sich mit TYPO3 und WordPress zwei Lösungen besonders in den Vordergrund gedrängt, was auch sicherlich damit zu tun hat, dass die Grundsoftware jeweils kostenlos ist und als Open Source released wird.

WordPress glänzt besonders mit seiner Einfachheit und ermöglicht Unternehmen auch ohne Programmiererfahrungen eine Website zu launchen. TYPO3 ist etwas komplexer aufgebaut, spielt seine Vorteile aber dann immer stärker aus je größer das Projekt wird.

Wir beantworten im Folgenden die Fragen, welches der beiden CMS in welcher Situation das „bessere“ ist und warum besonders das hochgelobte WordPress in manchen Szenarien an seine Grenzen stoßen kann.

Was macht das CMS und wofür braucht man es?

Ein CMS ist zum Standard geworden, um eine redaktionelle Pflege der Seite mit möglichst geringen Kosten und Zeitaufwand zu ermöglichen. Auch externen Redakteur*innen und anderen Mitarbeiter*innen wird ohne tiefergehende Programmierkenntnisse die Möglichkeit geboten, die Inhalte der Seite zu gestalten.

Der Grundgedanke hinter der Verwendung eines CMS ist die Trennung von Layout und Content-Input. Das CMS bietet den Redakteur*innen ein sogenanntes Backend, das z.B. mit Textfeldern ausgestattet ist, in die bestimmte Inhalte eingetragen werden können. Das Design und Layout der Inhalte, das der User im sogenannten Frontend sieht und nutzen kann, ist durch das CMS definiert.

Ein CMS sorgt also dafür, dass Inhalte, die im Backend gepflegt werden, automatisch im gewünschten Design im Frontend sichtbar für die Nutzer*innen erscheinen. Redakteur*innen müssen sich also keine Gedanken über die Gestaltung machen, sondern können ihren Content einfach einpflegen. Allerdings kann es natürlich sein, dass das Design entsprechende Standardisierungen benötigt (z.B. eine maximale Länge der Überschriften). Derartige Hinweise für die Ersteller*innen von Inhalten lassen sich als Hinweise im Backend einprogrammieren.

TYPO3 & WordPress gehören zu den größten CMS überhaupt

Auf der Hitliste der beliebtesten CMS liegt WordPress deutlich auf dem ersten Platz. Das ist vor allen Dingen der Tatsache geschuldet, dass WordPress seinen Durchbruch als CMS für Blogger*innen hatte. Inzwischen sind die Funktionalitäten von WordPress vor allen Dingen aufgrund der sehr aktiven Community weit darüber hinausgehend. Das macht WordPress heutzutage nicht nur für Blogger*innen interessant, sondern auch für Unternehmenswebsites bis zum mittleren Umfang.

TYPO3 gibt es schon seit dem Jahr 2001 und damit sogar zwei Jahre länger als WordPress. Mit einem Marktanteil von 0,7% steht TYPO3 in der Top 10 der aktiven CMS. Das klingt erstmal nicht besonders, allerdings muss man sicher vergegenwärtigen, dass das CMS insbesondere als Enterprise-Lösung für Projekte gedacht ist, die sehr umfangreich oder besonders hohe Ansprüche an Sicherheit und Performance haben.

WordPress vs. TYPO3: Die Content Management Systeme im Vergleich!

Was ist besser: TYPO3 oder WordPress? Diese Frage löst immer wieder Diskussionen aus, da sie nur projektbezogen beantwortet werden kann. Wir schauen uns die Funktionen anhand der wichtigsten Features im Vergleich an und ziehen dann unser Fazit.

Übersichtlichkeit der Seitenstruktur

Wie übersichtlich die Seitenstruktur im Backend ist und wie schnell man die gewünschten Funktionen findet, ist eine Frage der Eingewöhnung. Beide CMS verfügen über eine Menüleiste mit vielen Buttons, die aber für die meisten Alltagsaufgaben ohnehin nicht relevant sind. Am wichtigsten ist bei CMS die Auffindbarkeit der Inhalte, die bearbeitet werden sollen. Deshalb sollte hier der Fokus in Bezug auf die Usability liegen.

Bei WordPress erfolgt die Archivierung der bestehenden Inhalte in chronologischer Listenform. Zudem gibt es mit Beiträgen (Posts) und Seiten (Pages) zwei unterschiedliche Formate für Inhalt. Je nach Design kann die Pflege mancher Seiten auch in einen externen Editor (z.B. Elementor) ausgelagert werden. Das kann es schwierig machen, sich einen Überblick zu verschaffen. Solange die Website aber nicht besonders umfangreich ist, wird man aber nicht so schnell durcheinander kommen.

Bei TYPO3 werden die Inhalte nicht in chronologischer Listenform angezeigt, sondern hinsichtlich der Website-Struktur angeordnet. Was z.B. auf einer Website unter einem bestimmten Menüpunkt angezeigt wird, ist auch im Backend beieinander gruppiert. Das erleichtert gerade bei großen Textmengen die Auffindbarkeit. Die einzelnen Ebenen lassen sich wie bei einer klassischen Ordnerstruktur auf- und zuklappen.

Seiten- und Artikelerstellung

Neben der Auffindbarkeit und der Editierung bestehender Inhalte ist natürlich besonders die Erstellung neuer Seiten und Artikel eine zentrale Aufgabe, die mit dem CMS vereinfacht werden soll.

WordPress punktet hier mit einem übersichtlichen Editor. Der klassische Texteditor erinnert dabei ein bisschen an gängige Office-Versionen, während der neuere Gutenberg-Editor sogar noch tiefergehende Design-Optionen bietet. In jedem Fall ist die Erstellung von Inhalten bei WordPress sehr intuitiv. Die Zuordnung zu Kategorien oder eine Hierarchisierung im Content-Gefüge wird beim Schreiben des Inhalts vorgenommen.

Wie bereits erwähnt, gibt es bei WordPress mit den Beiträgen und Seiten verschiedene Content-Formate. Beiträge werden dem Blog zugeordnet und erhalten eine Kategorie, während Seiten statische Inhalte darstellen, die normalerweise in der Hauptnavigation verlinkt werden. Während viele Parameter, wie z.B. die Kategorie, die URL oder die Metadaten, im Nachhinein noch problemlos überarbeitet werden können, ist ein Wechsel des Content-Formats nicht möglich.

TYPO3 setzt nicht so sehr auf das berühmte “leere Blatt”, das nach dem Schreiben erst an seinem Bestimmungsort abgelegt wird. Stattdessen sieht TYPO3 vor, dass der gewünschte Ort, wo ein neuer Inhalt publiziert werden soll, gezielt über die Navigation im Backend angesteuert wird. Dort kann dann der neue Inhalt angelegt werden. Ein Wechsel ist zwar nachträglich immer noch möglich, aber nicht ganz so intuitiv.

Der Editor von TYPO3 ist optisch nicht ganz so schön, wie bei WordPress, kann aber besser individualisiert und auf die gewünschten Zwecke zugeschnitten werden. Hierfür ist jedoch entsprechende Programmierarbeit im Vorfeld nötig, die mit dem Design abgestimmt werden muss.

Dann ist es jedoch möglich, dass z.B. Headlines, Listen oder andere Gestaltungselemente nicht direkt im Fließtext integriert werden müssen, sondern über separate Felder gepflegt werden sollen. Das hilft bei der Standardisierung und erleichtert es, den Content Management Prozess effizienter und zielgerichteter zu gestalten.

Nutzerrollen & Rechteverwaltung

Es gibt verschiedene Nutzer*innen, die auf das Backend einer Website zurückgreifen müssen. Logischerweise kann einem bzw. einer Praktikant*in nicht so umfangreiche Rechte eingeräumt werden, wie einem bzw. einer Redakteur*in.

Einerseits ist das ein Sicherheitsaspekt, denn man möchte vermeiden, dass unbefugte Nutzer*innen keine kritischen Einstellungen modifizieren. Andererseits ist es auch ein Aspekt der Usability, denn eine effiziente Nutzer*innen- und Rechteverwaltung hilft dabei, dass Nutzer*innen nur das sehen, was wirklich für sie relevant ist.

TYPO3 punktet hier mit einer genauen Differenzierung zwischen Lese- und Schreibrechten. Anders als bei WordPress kann nicht nur generell festgelegt werden, wer bestimmte Inhalte bearbeiten kann, sondern auch einzelne Seitenbereiche individuell mit bestimmten Rechten ausgestattet werden. Zudem ist bei TYPO3 eine Vererbung der Nutzerrechte möglich, was die Zusammenstellung von Nutzergruppen weiter vereinfacht.

Je größer das Projekt ist und je mehr Personen daran beteiligt sind, desto klarer spielt TYPO3 hier seine Stärken aus. Die Verwaltung der Benutzerrechte ist natürlich mit einem entsprechenden Setup verbunden, aber die Möglichkeiten sind viel mächtiger als bei WordPress, wo viel Zusatzsoftware notwendig wäre, um nur annähernd ähnliche Dinge umzusetzen, die mit TYPO3 von Haus aus möglich sind.

Mehrsprachigkeit & Internationalisierung

Sowohl TYPO3 als auch WordPress sind gut für die Internationalisierung aufgestellt. Während TYPO3 die gewünschten Funktionen schon standardmäßig mitbringt, muss dies bei WordPress über ein Plugin (z.B. WPML) gelöst werden.

Das genannte WordPress-Plugin ist kostenpflichtig, während es auch ein paar kostenlose Anbieter gibt. Hierbei ist man jedoch immer auf die Entwicklungsarbeit von Dritten angewiesen und muss darauf vertrauen, dass die Plugins auf kommende WordPress-Versionen geupdatet werden. Gerade bei kostenlosen Plugins sollte man darauf aber nicht bauen.

In Bezug auf die Mehrsprachigkeit ist TYPO3 in der Grundversion also schon deutlich besser aufgestellt und kann daher ohne zusätzliche Software zur Internationalisierung eingesetzt werden.

Integration eines Webshops

Weder TYPO3 noch WordPress sind grundsätzlich für große Shops konzipiert. Hier gibt es deutlich bessere Shopsysteme, die in Bezug auf die Usability einfacher zu handeln sind (z.B. Shopify) oder professionelle E-Commerce-Lösungen, wie z.B. Shopware, bei deren Einrichtung HDNET gerne als kompetenter Partner fungiert.

Dennoch gibt es über Plugins bzw. Extensions die Möglichkeit, einen Shop bei WordPress oder TYPO3 zum Laufen zu bringen. Die gängigsten Lösungen bei WordPress heißen WooCommerce und Stripe. TYPO3-User können auf Aimeos oder TYPO3 Multishop zurückgreifen.

Performance (Ladezeiten)

Die Performance einer Website in Bezug auf die Ladezeit ist sehr wichtig. Besonders im mobilen Zeitalter, denn wenn wir mit dem Smartphone surfen ist jede Sekunde Ladezeit zu viel ein Grund für den Absprung.

Sowohl TYPO3 als auch WordPress sind in Bezug auf die Ladezeiten schon gut optimiert. Wie hoch diese in der Praxis ausfallen, hängt aber stark vom verwendeten Design und der Anzahl der Zusatzanwendungen ab. WordPress benötigt hier traditionell etwas mehr “Drumherum”, um die Webprojekte mit zusätzlichen Funktionen umzusetzen.

Es besteht also bei WordPress schneller die Gefahr, die eigene Seite mit unnötigem Code aufzublähen. Bei TYPO3 können Funktionen schlanker integriert werden oder liegen bereits vor. Teilweise kann dafür aber mehr Programmieraufwand anfallen.

Nice to know: Die Ladezeiten von Websites mit installiertem TYPO3 sind in der Regel besser, wenn man sich alle Seiten im Netz anschaut. Das muss aber nicht als Qualitätskriterium für TYPO3 verstanden werden, sondern kann lediglich bedeuten, dass TYPO3-Projekte generell professionelleren Ursprungs sind und somit z.B. auch mehr Budget für ein leistungsstarkes Hosting zur Verfügung steht.

Suchmaschinenoptimierung (SEO)

Die angesprochene Performance ist ein wesentlicher Rankingfaktor für Google & Co. Darüber hinaus gibt es aber noch viele weitere Maßnahmen, die auf technischer Seite ergriffen werden müssen, um Spitzenplatzierungen zu erzielen.

Sowohl bei TYPO3 als auch bei WordPress sollte hierfür auf Zusatzsoftware zurückgegriffen werden. Das Plugin “Yoast SEO” wird inzwischen für beide CMS angeboten. Hierüber lassen sich nicht nur viele relevante SEO-Einstellungen vornehmen, sondern es werden auch direkt Tipps zur Verbesserung angeboten.

Gute Platzierungen in der Suche von Google & Co. sind aber in erster Linie eine Frage der Inhaltsqualität. Das CMS muss zwar die nötige Technik bieten, aber man kann nicht sagen, dass Seiten mit TYPO3 oder WordPress pauschal besser ranken.

Plugins & Extensions

Die Erweiterungen der Funktionen von TYPO3 und WordPress über sogenannte Extensions (bei TYPO3) und Plugins (bei WordPress) bieten enorme Möglichkeiten. Hinsichtlich der Quantität geht der Punkt diesmal klar an WordPress, denn hier stehen weit über 50.000 Plugins zur Verfügung, während es bei TYPO3 noch keine 2.000 sind.

Allerdings muss man auch sagen, dass TYPO3 viele Funktionen bereits standardmäßig bietet, während sie bei WordPress mit externen Lösungen "freigeschaltet" werden müssen. Zudem gibt es viele WordPress-Plugins, die grundsätzlich das gleiche erledigen.

Bei beiden CMS bestehen gewisse Risiken durch Plugins, die outdated sind. Es kann zu Kompatibilitätsproblemen mit der Version des CMS kommen, die im schlimmsten Fall nicht nur die Performance der Website beeinträchtigen, sondern auch Sicherheitslücken offenbaren. Jedes Plugin bzw. jede Extension stellt ein mögliches Einfallstor dar. Deshalb ist die Auswahl, Installation und Aktualisierung sehr gewissenhaft vorzunehmen.

Wir helfen: HDNET unterstützt gerne, die Sicherheit zu gewährleisten und zu verhindern, dass es zu Problemen bei der Aktualisierung der TYPO3-Version kommt.

Deployment Prozesse

Das Deployment bezeichnet das Ausspielen und Testen neuer Inhalte oder Softwareversionen über verschiedene Serverinstanzen. TYPO3 ist hervorragend geeignet, um Staging- und Testumgebungen aufzusetzen. So können neue Funktionen überprüft werden oder es wird sichergestellt, dass die Website auch nach einem Update noch wie gewünscht funktioniert.

WordPress bietet derartige Features wieder einmal nicht standardmäßig, sodass hier mit Plugins gearbeitet werden muss. Problematischerweise möchte man genau diese Abhängigkeit von fremden Entwicklungen verhindern, wenn man z.B. Aktualisierungen auf neue Versionen testen möchte. Daher hat TYPO3 im Vergleich zu WordPress hier die Nase vorn.

Fazit zu TYPO3 vs. WordPress

Abschließend lässt sich festhalten, dass beide CMS mit vielen Funktionen überzeugen können, die das Erstellen, Bearbeiten und Verwalten von Inhalten auf Websites erleichtern.

WordPress punktet im Unterschied zu TYPO3 mit mehr Einfachheit. Die Bedienung ist intuitiver und es steht eine deutlich größere Auswahl an Plugins zur Verfügung, die zudem auch weniger Kompatibilitätsprobleme mit neueren Versionen des CMS verursacht.

Was also spricht gegen WordPress?

Je größer das Projekt wird, desto aufgeblähter wird eine WordPress-Seite. Die Darstellung der Beiträge und Seiten in Listenform erschwert die Auffindbarkeit und ein wenig effizientes Rechtesystem sorgt bei großen Teams für Chaos.

TYPO3 ist für große Websites besser aufgestellt und bietet darüber hinaus viele Features bereits in der "Grundversion", sodass der kleinere Katalog an Extensions nicht so sehr ins Gewicht fällt. Die geringere Abhängigkeit von externen Anwendungen reduziert die Größe des Codes und ist sowohl in Bezug auf die Performance als auch auf die Sicherheit von Vorteil.

HDNET ist der richtige Ansprechpartner für anspruchsvolle Webprojekte, die mit TYPO3 umgesetzt werden sollen. Wir beraten gerne hinsichtlich der Vorteile und unterstützen unsere Kund*innen bei der Wahl des CMS und aller Arbeiten, die im Anschluss anfallen.

Jetzt beraten lassen!

Share This: