European Women in Tech Konferenz 2023 - "We need to ally with the men!"

Juli 20, 2023 Ana Osoeva

Im Juni haben einige unserer HDNETlerinnen erneut die EWiT in Amsterdam besucht, um dort die Visionen namhafter Unternehmen zu erleben und sich von den unterschiedlichsten Frauen der Tech-Welt inspirieren zu lassen. Im Fokus stand dabei die Förderung von Frauen in der Branche zu stärken, Grenzen zu überwinden und ein Netzwerk aufzubauen. Auch die technisch hoch relevanten Ereignisse der letzten Monate wurden hier thematisiert - allen voran AI und Cyber Security. Dazu konnten wir an einer Vielzahl von Talks und Workshops partizipieren sowie uns an den Unternehmensständen in so manches Gespräch darüber vertiefen.

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Es konnten zu unserer Freude auch einige Männer auf dem Gelände gesichtet werden, was auf ein grundlegendes Interesse an der Female-Empowerment-Bewegung schließen lässt und eben jene Aussage von Molly Stevens (Booking.com) unterstreicht: "We need to ally with the men!". Das mag erstmal kontrovers klingen, allerdings hat sie Recht mit der Behauptung, dass der Status Quo nach wie vor eine männliche Mehrheit in der Tech-Welt abbildet. Und genau diese Mehrheit muss für uns Frauen aktiv werden, damit sich der Gender-Gap schließt.

Ebenso wurde deutlich, dass Frauen, die in der Branche Fuß fassen wollen und wegen familiärer Umstände oder negativer Glaubenssätze verunsichert sind, in erster Linie an sich selbst glauben müssen: "Don't say 'no' for other people! Let them say 'no' and then figure out what you have to do to get it." - Molly Stevens (Booking.com). Wir müssen uns Führungspositionen erlauben und Versagensängste überwinden: "What does fear tell you? That you're about to do something you've never done before. You gonna step out of your comfort zone." - Maite Zubiaurre (bol.com). Es war beeindruckend zu sehen wie viele technisch engagierte und interessierte Frauen an einem Ort zusammengekommen sind, um sich gegenseitig zu unterstützen und von ihren Erfahrungen und Visionen in der Branche zu berichten.

 

Feline:

Ana und ich waren bereits 2019 auf der Women In Tech Konferenz und konnten dort viele spannende Einblicke zu diversen Themen erhalten, weswegen ich mich sehr gefreut habe dieses Jahr wieder nach Amsterdam zu fahren.
Bei den vielen gleichzeitig angebotenen Talks und Workshops war für jeden etwas dabei, egal ob man in der Entwicklung, als Product Owner oder Scrum Master arbeitet. Gleichzeitig bedeutet das aber leider auch, dass man andere spannende Talks verpasst hat. Durch die breitgefächerte Zielgruppe der Konferenz wurden viele Themen jedoch leider nur recht oberflächlich angesprochen. Ich hätte mich da über mehr technische Talks, die weiter in die Tiefe gehen, gefreut. Neben den verschiedenen Vorträgen gab es diesmal auch wieder die Möglichkeit sich mit vielen verschiedenen Menschen zu vernetzen und auszutauschen.

Besonders inspirierend sind bei dieser Konferenz vor allem die Vorträge von erfolgreichen Frauen, die von ihrem beruflichen Werdegang erzählen und wie sie mit Hindernissen umgegangen sind. Elizabeth Theophilles (EHT Consulting GmbH) wichtigsten Ratschläge für große Entscheidungen bei der eigenen Karriere waren zum Beispiel "Surround yourself with advocates, nurture your brand, remain curious and open, be authentic, prioritise you".

EWiT-HowToOutcompeteInTheAgeOfDigitalAndAI

Als technischen Vortrag ist mir vor allem der Talk von Adelina Simon (Form3) zu Testing-Strategien im Kopf geblieben. Ein Stichwort war hierbei das Fuzzing / Fuzzy Testing, bei dem Eingabewerte automatisch generiert werden, wodurch viele Testfälle abgedeckt werden können ohne viel Code schreiben zu müssen. Dafür hatte sie auch live auf der Bühne Beispiele gezeigt und mit uns in den entsprechenden Code geschaut.

Insgesamt habe ich die Konferenz mit einem positiven Gefühl verlassen. Es ist erfrischend so viele Frauen in der noch immer stark männerdominierten Technologiebranche zu sehen und von deren Erfahrungen zu hören. 

Ana:

Die Aufregung als auch die Vorfreude auf die Konferenz war groß, da dies schon mein zweiter Besuch auf der European Women in Tech war. Die Rednerinnen und Workshops behandelten eine Vielzahl von Themen, darunter Gleichstellung, Karriereentwicklung und die Förderung von Frauen in Führungspositionen. Es war inspirierend die Erfahrungen und Erfolge der Referentinnen zu hören und zu sehen – und insbesondere wie sie Hindernisse überwunden haben. Besonders die Keynote „Product Led Transformation“ von Maite Zubiaurre, die auch von ihrer ganz persönlichen Reise über Mut, weibliche Führung und Hürden spricht, war sehr inspirierend und motivierend. Die Relevanz der mentalen Gesundheit und ihre Leidenschaft ein erfolgreiches Team mit der Kraft der Technik aufzubauen sind Ansichten, die ich sehr an ihr bewundere.

Ein weiterer Höhepunkt der Konferenz war das Networking. Hier hatte ich die Gelegenheit, mich mit anderen Frauen und auch Männern in der Tech-Branche auszutauschen und ihre Geschichten zu hören. Es war erstaunlich zu sehen, wie vielfältig und innovativ die Unternehmen mit dem Thema AI, Maschine Learning und Big Driven Data umgehen. Sogar im Weltall wird vor AI nicht Halt gemacht, wie in der Keynote „AI in Space“ von der European Space Agency vorgestellt wurde. Traditionell wurden Satellitenausfälle oft erst erkannt, wenn es bereits zu spät war und waren somit auch sehr kostspielig. Durch den Einsatz von AI-Technologien können nun z.B. Satellitenausfälle vorhergesagt werden, noch bevor sie auftreten und führen daher zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Algorithmen. Für die Erforschung des Weltraums muss man somit kein Astronaut sein ;-)

Insgesamt war die Konferenz eine inspirierende und motivierende Veranstaltung, die mir neue Perspektiven und Möglichkeiten aufgezeigt hat. Ich bin dankbar für die Erfahrungen, den Austausch und die Zeit, welche ich gemeinsam mit meinen Team-Kolleginnen verbringen durfte.

 

Julia:

Im Gegensatz zu Ana und Feline war dies mein erster Besuch bei der Women in Tech Konferenz. Im Vorhinein kam mir die Organisation des Veranstalters etwas chaotisch vor, davon war dann vor Ort allerdings nichts mehr zu spüren! Die Location im RAI Amsterdam war offen und weitläufig gestaltet mit vielen interessanten und bunten Ständen, aber auch mit einem beruhigten Bereich für die Workshops und persönliches Arbeiten. Inhaltlich muss ich rückblickend leider sagen, dass ich mir die Vorträge und grade die Workshops weit technischer vorgestellt hatte. Tatsächlich empfand ich viele Talks als eher oberflächlich und business-orientiert. Ich hätte das ein oder andere Thema gerne auch auf Code-Basis noch vertieft.

Davon einmal abgesehen wurden die Workshops kreativ und vor allem interaktiv gestaltet: In zufälligen Gruppen und Rollen haben wir tolle Ergebnisse zum gegebenen Thema erarbeitet, sodass bspw. ein Pitch für Solar-as-a-Service für Menschen mit geringem Einkommen entstanden ist. Besonders viel Spaß hatte ich bei der Simulation eines Cyber Angriffs, wobei deutlich wurde, dass es gar nicht mal so einfach ist im Extremfall unter Zeitdruck einen klaren Kopf zu bewahren und die "richtige" Entscheidung zu treffen. Das Learning daraus ist für mich, dass sich jedes Unternehmen präventiv mit Cyber Security beschäftigen und seine Mitarbeiter sensibilisieren sollte. Phishing-Mails bspw. werden immer überzeugender, also besser einmal zu viel bei der IT nachhaken, als wahllos seine Daten raus zu geben.

Technisch spannend war unter anderem der Talk von Hanah-Marie Darley (Darktrace) über kognitive Verzerrung in Bezug auf AI und Maschine Learning, Cyber Security und Technologie im Allgemeinen. Sie macht deutlich, dass wir uns von altbackenen Denkweisen aka "Neu ist immer besser" distanzieren müssen. Auch wird uns die aufstrebende AI wohl nicht so schnell die Jobs wegnehmen. Dies unterstreicht zudem Violeta Misheva in ihrem Talk "Why do most AI Models fail?" - nämlich 60-80% auf Grund von unzureichenden Trainingsdaten, Uneinigkeit im Projektteam, unklare Zielsetzung, mangelndes Interesse bzw. Verständnis auf der Anwenderseite etc. Wir sollten nicht alles glauben, was ChatGPT und Konsorten uns entgegenbringt, sondern von Zeit zu Zeit einen Fake-Check durchführen. Denn: "AI will return what it's trained to return." - Hanah-Marie Darley (Darktrace) 

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