Onlineshopping 2017: Kleiderverkauf in der Zukunft
Mai 10, 2012 •Admin
Wie sieht das Onlineshopping von Textilien in der Zukunft aus? Eine Prognose über fünf Jahre zu wagen, ist im E-Commerce nur schwer möglich. Eine Vision zu entwickeln, nicht. Onlineshopping wird das Erlebnis des analogen Einkaufens imitieren. Das ist es, was das eine vom anderen trennt. Dafür werden die Lücken zwischen digitaler und analoger Welt geschlossen und neue technische Möglichkeiten halten Einzug. Die Basis dafür sehen wir schon heute.
Vorweg: Was macht dieses Erlebnis des analoges Shoppings aus? Es macht Spaß, es ist kommunikativ, es ist haptisch und es ist emotional. Analoges Shopping ist bunt, laut und ein sinnliches Erlebnis. Den homo shoppus treibt nicht (nur) das Produkt an, er sucht nach mehr. Aufregung, Verkleidung, das Spiel mit Images sind wichtige Faktoren für einen erfolgreichen Einkaufsbummel. Der homo shoppus begreift die Innenstädte und Einkaufszentren als Spielplätze, die Triebe befriedigen und Glücksgefühle stimulieren.
Onlineshopping ist bedarfsorientiert und langweilig
Onlineshopping ist dagegen hauptsächlich bedarfsorientiert. Natürlich löst auch der Online-Bummel Reize aus. Hunderttausende Produkte sind sofort verfügbar und das zum besten Preis. Neugier auf die Produkte, die bald geliefert werden. Aber dieser Erlebnis-Teil ist prinzipiell unsozial. Er ist nur gemeinsam vor einem PC teilbar, nicht über das Netz. Social Shopping wird immer wieder beschworen, konkrete Anwendungen, die den Namen verdienen, tragen aber häufig einen „Beta-Stempel“ oder stellen Ausnahmen dar. Bewertungen, Rezensionen und Cross-Selling über „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben…“ haben zwar soziale Aspekte, wirklich social sind sie nicht.
Empfehlungen von Freunden und Fremden
2017 sieht das anders aus und die Basis-Technologien dafür stehen jetzt in den Startlöchern. C&A geht da mit Siebenmeilenstiefeln voran. In Brasilien versucht das Textil-Unternehmen die Lücke zwischen analoger und digitaler Einkaufswelt zu schließen und experimentiert mit Kleiderbügeln, die sich in Facebook einklinken. Der Bügel zeigt dem Kunden die Anzahl der Likes im Social Network und gibt damit dem analogen Kunden einen Anhaltspunkt über die Beliebtheit des Produkt. Für unsichere Kunden vielleicht der Schubs, den sie zum Kauf brauchen. Wirklich spannend wäre diese Idee allerdings, wenn man sie etwas weiter drehen würde. Wie wäre es, wenn der Offline-Kunde durch das Anprobieren eines Kleidungsstück „liken“ würde? Warum sagt mir der Bügel nicht, dass Freundin Janine Mustermann die Jacke geliked hat? Heute Zukunftsmusik, 2017 vorstellbare Realität.
Die Farben der Metropolen
Die Likes im Bügel liefern dem Kunden eine Idee, welches der Kleidungsstücke gut ankommt. Aber eben nur eine Idee, denn die Likes stammen fast ausschließlich aus der digitalen Welt. Haptik der Fasern, Qualität der Verarbeitung, kurz: der Eindruck im Laden spielen kaum eine Rolle. Retailer Pimkie nähert sich dem Thema Beliebtheit und Trend von der Farbseite aus. Im Color Forecast – quasi die Wettervorhersage für Farben – analysiert ein Algorithmus die getragenen Farben der Passanten in Paris, Mailand und Antwerpen und spuckt als Ergebnis eine Farbe des Augenblicks aus. Zu der Farbe hat Pimkie natürlich auch die richtigen Kleidungsstücke. Eine starke Idee mit einer schicken Ausführung. In unserer Vision von 2017 möglicherweise ein etabliertes Mittel Trends auf Basis von Zahlen und Fakten zu erkennen.
Kleidergrößen sind von gestern
Ein großer Faktor, der klassischerweise Online- und Offlineshopping trennt, ist die Kleidungsgröße. Der Kunde ist sich immer unsicher, ob ein bestelltes Kleidungsstück passen wird. Das wird in der Zukunft anders sein. Das Startup UPcload bietet einen Service an, mit dem User sich vor dem PC mit der Webcam vermessen lassen können, und zwar ver****** genau. Wird dieses System in einen Shop integriert reduziert das möglicherweise die Retouren. Das ist aber nicht der Clou an der Technologie. UPcload läutet heute das Ende der klassischen Kleidergrößen ein. Wozu soll ich mir Gedanken um Längen und Halsumfänge machen, wenn ein Device mir sagt, was mir passt und was nicht? Der Onlineshop weiß, was mir passt und zeigt mir vielleicht auch nur das. Der Onlineshop weiß, welche Farbe mir steht und meine Schwachstellen kaschieren könnte.
Der virtuelle Spiegel: 2017 ist der Teil des Einkaufs
Das eröffnet eine Möglichkeit ein weiteres Manko des Onlineshoppings zu schließen: Der Kunde kann nicht anprobieren. Mit UPcload stehen dann aber genug Daten zur Verfügung, um ein 3D-Model zu schaffen. Dieses 3D-Model mit realistischen Gesichtszügen zu versehen, sollte ein kleiner Schritt sein. Schwupps, hier ist er, der virtuelle Spiegel.
Das ist etwas, woran die Facebook-App Yogurtistan sich versucht, aber (noch) kläglich scheitert. Die Shopping-App gemahnt an Second Life und vermittelt ungefähr so viel Freude; keine. Wer möchte einen Comic-Avatar bekleiden und sich dabei vorstellen, dass sei die Realität?
Richtig, kaum jemand. Doch über Hologramme und ähnliche Technologien wird der virtuelle Einkauf bald Realität sein. Beispiel gefällig? Im April 2012 trat der tote Rapper Tupac Shakur auf dem Coachella-Festival auf. Möglich wurde das durch eine eigentlich alte Technik, durch die britische Firma Musion allerdings revolutionär umgesetzt.
Der Auftritt ließ viele Fans ziemlich erschüttert zurück, glaubten sie doch, sie hätten einen Geist gesehen. Der Weg der Hologramm-Technologie in die Wohnzimmer scheint noch weit, doch das täuscht. Forscher der kanadischen Queens University haben kürzlich mit TeleHuman eine 3D-Röhre vorgestellt, die mit Microsoft-Kinects ausgestattet ist und erlaubt, um ein 3D-Video herumzulaufen und damit die Perspektiven zu verändern.
Fazit: Auch wenn es abgedroschen klingt, wir stehen im Bereich Onlinehandel (mit Kleidung) noch am Beginn der Evolution. Heutige Möglichkeiten Produktsortimente im Netz darzustellen und den Konsumenten dazu zu bewegen online zu kaufen basiert, aus vielerlei Sicht auf relativ einfachen Prinzipien. Mit dem stärkeren Wachstum des Onlinesektors und der weiteren technischen Entwicklung werden wir in 5 oder 10 Jahren vermutlich auf das Jahr 2012 zurückblicken und schmunzeln oder den Kopf schütteln.
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