Mit Re-Commerce einen Fuß in die Onlinehandelstür bekommen
März 17, 2015 •Admin
Re-Commerce gilt heute als innovatives und zukunftsträchtiges Geschäftsmodell im Onlinehandel. Schaut man sich die deutsche Re-Commerce Landschaft einmal an, finden sich dort ausschließlich Start-Ups oder reine Onlineunternehmen. Bis jetzt!
Ich meine: Re-Commerce ist ein Geschäftsmodell, mit dem auch etablierte Hersteller und Händler einen Fuß in die Tür des Onlinehandels bekommen können.
Re-Commerce heute – Online-Basar, Recycling, Pfandhaus
Re-Commerce „… beschreibt den Handelsverkehr gebrauchter Gegenstände über das Internet …“ (Wikipedia). Der Handelsverkehr wird dabei größtenteils über Plattformen abgewickelt, die sich ausschließlich auf dieses Geschäftsmodell spezialisiert haben.
Eine gute Übersicht gibt es hier (Link Deutsche Startups).
Ebenso am mitmischen ist Amazon (wenn wundert es). Schon seit längerem wird dort dazu aufgerufen, Altes gegen Neues zu tauschen. Der sogenannte TradeIn funktioniert mit Handys, Tablets, Büchern, Video Games, und DVDs/Blu-rays. Ein Endkunde kann sein Angebot auf einer Plattform einstellen und erhält direkt ein konkretes Rückkaufangebot – Pfandhausstyle.
Was dann mit den Produkten passiert, ist nicht immer klar. Ein Gros der Anbieter wird die Ware vermutlich weiter verkaufen. Die Kunst des Erfolgs liegt also darin, billig einzukaufen und teuer zu verkaufen.
Ergänzende Argumente zur Nutzung der Plattformen, die nicht nur am Geldbeutel packen sollen, sind Recycling/Umweltschutz und Nachhaltigkeit (Stichwort: reparieren statt wegwerfen. LoHaS usw.). Löblich und völlig richtig.
Was nutzt es nun den Herstellern und Händlern?
Folgende Probleme sind branchenübergreifend, fast bei jedem Hersteller oder Händler präsent.
Das Marktplatzproblem
Produkte werden gebraucht bei eBay aufgefunden inklusive schlechten oder „geklauten“ Bildern und einem Startgebot von einem Euro. Adé schickes Markenimage.
Angst for Online
Viele Hersteller tun sich schwer, einen Onlineshop aufzubauen, aus Angst vor Kannibalisierung und/oder Schädigung der bestehende Vertriebskanäle.
Drohende Verschärfung der Rücknahmeregeln
Händler und Hersteller (speziell Elektrohändler/Hersteller) könnten bald per Gesetz dazu gezwungen werden, Produkte direkt zurück zunehmen – SPON schreibt hier dazu.
Differenzieren, aber wie?
Dank steigendem Wettbewerb reicht es heute nicht mehr nur Produkte anzubieten. Shops suchen nach Differenzierungen und Alleinstellungsmerkmalen, um Kunden zu locken. Dem Erfindungsreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt – oft stecken hinter den Bulletpoints aber keine echten Merkmale, sondern heiße Luft.
Marktkontrolle, Produkteinführung, Absatzkanal
Nehmen wir nun einmal an, ein Hersteller führt einen Re-Commerce Shop ein. Was bringt er ihm bei der Lösung der oben genannten Probleme?
1. Marktkontrolle erlangen
Er weiß wo sich seine alten Produkte befinden und seine Angst vor Verramschung wird gemindert. Schlecht für Ebay, gut für den Händler.
2. Produkteinführungen begleiten
„Bringe uns deinen alten Rasierer und die kriegst den nagelneuen günstiger!“. Diese Kampagnen sind nicht neu und ziehen bei der Einführung neuer Produkte. Im Einsatz findet man sie eher bei großen Marken.
3. Ersatzkäufe anbieten
Defekt-gegen-Neu mit Preisnachlass. Es wundert mich, dass z.B. Rebuy dies nicht anbietet (habe es zumindest nicht gefunden). Ist ein Produkt defekt, muss es irgendwo hin und es muss ein neues her. Es wäre nicht nur verantwortungsbewusst, die Rücknahme, sondern auch smart, direkt ein neues Gerät anzubieten.
4. Die stationären Partner einbinden
Es muss nicht zwingend ein direkter Verkauf von neuen Produkten erfolgen, der „Lead“ (der Kundenkontakt mit der Information über die Bereitschaft zum Verkauf) lässt sich genauso weitergeben. Sozusagen eine Steilvorlage für den stationären Händler, der muss dann natürlich noch abziehen.
5. Eine Verlagerung und Erweiterung der Kommunikation
Es geht nicht mehr nur um „Kaufen, Kaufen“ oder „Neu und billig“, sondern „Altes Produkt verkaufen/abholen lassen – Neues Produkt günstiger kaufen – Gewissen beruhigt – Umwelt geschont“. Und schon differenziert man sich von der Konkurrenz.
6. Alle Vorteile und Möglichkeiten des bestehenden Re-Commerce-Modells
Also Weiterverkauf, Instandsetzung, Verkauf, Entsorgung, Museumseröffnung etc.
Innovatives, verantwortungsbewusstes Modell – Ja. Patentrezept – Nein
Ist Re-Commerce ein Patentrezept für jeden? Nein!
Die Produkte, um die es geht, müssen eine gewisse Werthaltigkeit und/oder Wiederverwendbarkeit besitzen. Diese Tatsache schränkt die Anwendbarkeit der Idee ein, beinhaltet aber sicher mehr Produkte als nur Smartphones und Bücher.
Kunden wollen mehr.
„Mehr“ im Sinne von mehr als nur einem Produkt zu einem möglichst tiefen Preis. Hier kommen wieder Themen wie Umweltschutz und Verantwortung, aber auch Einkaufserlebnis und Serviceorientierung ins Spiel. Re-Commerce bietet solch ein „Mehr“ für einen Shop.
Der Händler, der mehr alte Geräte zurücknimmt, verkauft auch mehr neue Geräte.
Eine Regel die heute noch nicht stimmt, aber in Zukunft vielleicht in Kraft tritt.
Das waren meine 2 Cent zu Re-Commerce – Haben Sie eine Meinung dazu?
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